Samstag, 10. Dezember 2011

Ferien - vom Reisen
Klingt wohl etwas fremd für euch alle im "daily business". Doch auch Reisen fordert. Wie wahr doch das Sprichwort: "wenn einer eine Reise tut, ..." Nach zwei Monaten in diesem wunderschönen Land, sind wir froh, einmal zwei Wochen an einem Ort zu sein. Langebaan, das Windsurfparadies in Südafrika. Surfen vom Morgen bis am Abend;-) Evelyne, heute morgen an der Speedwende und Wasserstart, ja genau, sie ist sehr viel im Wasser;-) Und auch so schnell wieder draussen, die Sharks sind immer im Genick;-(

Wir machen mal Blog-Pause und schreiben dann wieder aus Cape Town an Weihnachten


Mittwoch, 7. Dezember 2011

Biken, Wine Tasting, Biken, Wine Tasting, ...??
Guck Hugo, kennst Du das? Die Flaschen (auch die für Nici und Christoph!!) sind im Auto. Ja, wir sind in Stellenbosch. Hochburg der Weine - und der Singletrails. Dirttopia (die coolsten Singletrailbauer Südafrikas) bauen und unterhalten scharfe Singletrails in Jonkershoek (oberhalb Stellenbosch). Wir durften gestern eine kleine Prise davon ergattern. Ein Trail wie er im Buche steht. Auf samtigem Boden mit kleinen und grösseren Sprüngen durch Wald und Büsche. Schlicht ein Traum. Hätten wir das in der Schweiz, die leeren Bergbahnen könnten sich im Sommer wohl eine schöne Scheibe davon abschneiden.

Heute war - oder wäre - Jonkershoeck Vol. II auf dem Programm. In Bikekleidern unterwegs, immer in der Vorstellung "jetzt aber gehen wir dann grad auf's Bike" ziehen wir zwei (!) Winetastings rein. Dummerweise taucht ein schönes Weingut nach dem anderen auf, nei au soo dumm....;-)) und irgendwann verpasst uns doch ein warmer Sommerregen eine kleine Dusche - Janu, Biken geht auch morgen noch......

Dienstag, 6. Dezember 2011

SAMICHLAUS
Ja da guckt ihr! Gehen wir doch nicht's ahnend einkaufen, steht da ein Lindt&Sprüngli Samichlaus im Regal. Da sind die beiden Heimwehschweizer nicht mehr zu halten........... ab in den Einkaufskorb und los an den Strand. Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang verzehren, nein VERSCHLINGEN wir den Samichlaus und sind happy.


Samstag, 3. Dezember 2011


Der Höllenritt von Knysna
Wieder einmal einer der Tage, die so ganz harmlos beginnen, sich langsam immer und heftiger in ein unkontrollierbares Etwas hineinsteigern und dann mit einem absoluten Higlight enden. Ein Bikeshop versorgt uns am Vorabend mit einer Karte für das Gebiet Katarata, etwa 45 Autominuten von Knysna entfernt. Wir rauschen nach einem nahrhaften Frühstück und frohen Mutes in Richtung Gebirge. Startpunkt sei das Highland-Café am Dorfeingang von Katarata. Dorfeingang ist gut. Wir fahren etwa dreimal daran vorbei. Und Dorf dann erst recht. Es wirkt wie eine zurückgebliebene Geisterstadt. Häuser in den 50-er Jahren erbaut, nie mehr renoviert. Die Bewohner vermutlich ebenso. Und was erst recht speziell wirkt, alles weisse Hautfarbe. Bizarr irgendwie. Dann doch, wir finden das Highland Café. Eine Tanksäule, ein Mann für Bedienung und ein paar Colabüchsen im Regal. Ok, soweit so gut. Wir satteln die Bikes und fahren – wieder drei Mal – am Einstiegspunkt der Bikerouten vorbei. Irgendwann klappts dann doch und wir fahren in die riesige Wald- und Bergwelt. Im unteren Bereich Dschungelartige Wälder, im oberen ist die Holzwirtschaft mit Baumplantagen am Werke. Die Ausschilderung an der Strecke (eine der wenigen in Südafrika) ist farbig markiert. Den Plan den wir erhalten haben allerdings in schwarz weiss. Keine Chance, Plan und Markierung übereinzustimmen. Plötzlich fehlen Markierungspfosten.  Wir verlieren den Pfad. Wollten eigentlich nach 2.5h zurück sein. Es sind bereits 7h vergangen und wir finden den Weg aus diesem verd... Dickicht nicht mehr. Es beginnt dunkel zu werden. Kräfte schon seit längerem am unteren Ende. Essen nichts mehr. Baboons (Paviane) schreien durch die Büsche. Nachts in Afrika, das ist keine gute Sache. Zu guter letzt - wir mitten im Sch..ss bricht Evelynes Wechsler. Fahren unmöglich. D.h. Daniel schiebt (eigentlich schon völlig am Ende) uns beide mit Bikes über die Strassen- äh Strassen ist gut, ein Sieb mit Löchern ist das. Als wir beim Auto ankommen, steht ein ganzes Dorf Schwarze (woher die wieder kommen wissen wir noch jetzt nicht) und belagern die einsame Tankstelle mit unserem Auto davor. Faszinierend und beängstigend gleichzeitig. Vom kleinsten Mitbewohner bis zur Grossmutter ist alles da. Dazwischen dampfen Marihuana Wolken. Stellt euch vor, am Stammtisch wird gekifft. Hier ist’s Alltag. Wir laden unbeirrt unsere Bikes und sind heilfroh, wieder zurück im Bettchen zu sein. Noch nicht ganz. Besagtes Highlight folgt noch. Unsere Rucksäcke sind stinkend und schmutzig, Daniel setzt sich grad samt Rucksack direkt in die Badewanne und schrubbt. Irgendwann zieht er Pass und Portemonnaie aus dem Rucksack…Pass sieht jetzt aus wie wenn ihn eine Kuh… und die Geldscheinchen sind im ganzen Zimmer zum Trocknen ausgelegt. Das sind Tage, über die lachen wir dann zwei Jahre später;-))

Freitag, 2. Dezember 2011


Mutige Städtebauer
Knysna ist ein faszinierendes Städtchen. Ein Kleinod in der heftig umzäunten Welt zwischen schwarz und weiss. Da gibt es bis 1999 eine Insel  vor der Stadt, welche mit einer wirklich hässlichen und veralteten Schwerindustrie aus den 50-er Jahren belegt ist. Irgendwelche mutige Städtebauer haben sich mit den Behörden zusammengerauft und innerhalb von fünf Jahren die gesamten Industriewracks umgenutzt und in ein traumhaftes Städtchen verwandelt. Aufgrund der Inselsituation entsteht eine organische Kontrollsituation.
Lustiges Wort, „organische Kontrollsituation“ ja klar, aber Kontrolle und Schutz sind  ein Dauerbrenner hier in Südafrika. Auf der einen Seite sind die wunderbaren Bilder der Landschaften. Hinter den Bildern jedoch prallen zwei Kulturen aufeinander, welche unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die Kultur des Schwarz-Afrika, welche nur im Heute lebt. Es gibt kaum Planung, kein Überlegen was die Handlung von heute für Folgen im Morgen hat. Daraus entsteht das „easy life“. Das hat – wie alles auf der Welt – seine schönen wie auch schwierigen Seiten. Ein lockerer Umgang im „daily business“ ist das Eine. Das Fehlen von Nahrung am nächsten Tag dann das Andere.
Die weissen Südafrikaner ticken genau anders rum. Durch ihren umsichtigen Umgang mit ihren Ressourcen wie Arbeitskraft, Geld und dem Willen etwas erschaffen zu wollen, sind sie es, welche die schönen Weingüter, die grossen Farmen und Hotels am Leben erhalten. Nun ist logisch, dass wenn die Einen am nächsten Tag nichts mehr zu essen haben und sehen dass die Anderen mit vollem Bauch rumspazieren, die Versuchung besteht, sich dessen Erzeugnisse zu bemächtigen.
Daraus folgt dann, dass sich diejenigen die etwas haben mit Starkstromzäunen einigeln um sich vor den Anderen, die ihnen buchstäblich ans „Lebige“ wollen, zu schützen. Dieser Umstand ist umso intensiver, weil 10% der Bevölkerung weiss ist und das Land mehr oder weniger – aus der weissen Kultursicht gesprochen – am Laufen hält. Mit anderen Worten,10%  weiss fühlt sich von 90% schwarz in latenter Bedrohung. Auch wir können unsere weisse Kulturherkunft nicht verleugnen und merken erst hier in Knysna, unter welchem laufenden Druck wir im Land eigentlich reisen.
Durch die eben oben erwähnte „organische Kontrolle“ gelangen kaum schwarze „pleas give me‘s…“ auf die Insel. Jedoch ohne Kontrollposten. Irgendwie gibt’s hier eine unsichtbare Grenze die ohne Kontrollposten und Stacheldraht funktioniert. Das führt dazu, dass die Häuser hier kaum Schutzzäune haben. Plötzlich sehen wir Gärten wo sonst Mauern sind. Ein Leben ohne dauernde Kontrolle – wo ist der Pass, in welcher Tasche ist welches Geld, wo steht das Auto ohne dass die Scheiben eingeschlagen werden etc. – ist hier ganz sachte wieder möglich. Wir merken, wie wir selber unter demselben Druck durch das Land reisen, wie die weissen Menschen hier leben. Es fühlt sich wirklich eigenartig an, plötzlich zu einer Minderheit zu gehören und Rassismus am eigenen Leibe in einer ganz speziellen Sichtweise selber zu erfahren. Check it out: http://www.thesenisland.co.za/